Digitale Workshops sind in der Pandemie auch in der Raumplanung ein Thema geworden. Wir berichten von drei gelungenen Beispielen.
Für eine qualitätsvolle, breit abgestützte Raumentwicklung ist die Mitwirkung der Bevölkerung essentiell. Die Corona-Pandemie und die voranschreitende Digitalisierung haben dabei den Einsatz neuer, digitaler Beteiligungsformen beschleunigt. Auch in Projekten von ewp standen Mitwirkungsveranstaltungen an, die nicht im üblichen, physischen Rahmen durchgeführt werden konnten. Damit die Planungen nicht auf unbe-stimmte Zeit stillstehen, haben wir die partizipativen Prozesse angepasst und diese digital durchgeführt. Dabei konnten wir verschiedene digitale Partizipationsformen testen. Bei der Verlegung der Veranstaltung in den digitalen Raum haben sich nicht nur Herausforderungen sondern auch vielschichtige Chancen ergeben. So konnten wir wertvolle Erfahrungen und Einschätzungen zur Weiterentwicklung der herkömmlichen Beteiligungskultur gewinnen.
In Kirchberg SG konnten wir noch vor der Pandemie Dorfspaziergänge mit der Bevölkerung und den Gemeindemitgliedern anbieten: Was schätzen die Dorfbewohner*innen? Wo besteht Handlungsbedarf und was sind die Gründe für diese Einschätzungen? Gemeinsam mit dem Gemeinderat und der Bevölkerung wurden die Anliegen und Bedürfnisse in einem ersten Schritt erkannt und konnten durch anschliessende Online-Umfragen detailliert präzisiert werden. So erfuhren wir in der ersten Online-Umfrage, dass sich die einheimischen Gewerbebetriebe mehr Unterstützung wünschen. Um herauszufinden, was ihnen konkret helfen würde, haben wir eine zweite Umfrage unter rund 300 Betrieben lanciert. Dies ermöglicht nun ganz gezielte Massnahmen zur Gewerbeförderung.
In Hünenberg ZG wurde die Zukunftswerkstatt mit der Bevölkerung digital abgehalten. Mit Jugendlichen wurden separate digitale Umfragen durchgeführt und die Schule wurde separat mit einbezogen. Im Unterricht erstellten die Schüler*innen Plakate zu ihren Lieblingsorten und diskutierten, was sie verschönern würden, wenn sie König*in von Hünenberg wären. Die Erkenntnisse wurden in die Workshops zum räumlichen Entwicklungskonzept (REK) aufgenommen und werden im Rahmen des REK behandelt.
Im Rahmen der Gebietsentwicklung Steinacker in Kloten wurde ebenfalls ein digitaler Workshop mit Grundeigentümer*innen durchgeführt. Die Grundeigentümerschaften, die Interessensgemeinschaft sowie verschiedene Personen aus Verwaltung und Politik nahmen teil und tauschten sich über die Themen Städtebau, Freiraum, Nutzungen, Verkehr und Mobilität im Gebiet aus. Die Erkenntnisse werden nun in das Planungsrecht überführt und werden so grundeigentümerverbindlich gesichert.
Die verschiedenen digitalen Projekte und Prozesse haben gezeigt, dass Mitwirkung und Beteiligung auch in Ausnahmesituationen funktionieren und der Austausch weiterhin stattfinden kann. Zwar musste auf das persönliche Aufeinandertreffen verzichtet werden, es boten sich dennoch Möglichkeiten, abwechslungsreiche und lebendige Prozesse durchzuführen.
Durch den Wegfall des direkten Austausches haben die Veranstalter*innen und Moderator*innen eine noch grössere Verantwortung. Die Erfahrung zeigt, dass digital durchgeführte Prozesse
mehr Vor- und Nachbereitung erfordern: Statt Flipcharts braucht es vorbereitete digitale Plakatwände (z.B. Whiteboard, miro), um die Ergebnisse festzuhalten. Aufgrund der fehlenden Flexibilität bei online durchgeführten Veranstaltungen muss der Ablauf noch sorgfältiger auf mögliche Stolpersteine hin durchgedacht werden. Die Veranstalter*innen müssen immer den Überblick über den gesamten Prozess behalten und gezielt kommunizieren, damit die Bedürfnisse erkannt und berücksichtigt werden können.
«Digitale Möglichkeiten der Beteiligung sind eine ausgezeichnete Ergänzung zu den herkömmlichen Methoden.»
Neben diesen Herausforderungen sehen wir in den neuen, digital durchgeführten Bevölkerungsveranstaltungen auch grosse Chancen: So können mehr und auch andere Personen- und Zielgruppen erreicht werden, die an klassischen Formaten weniger oft teilnehmen. Daher haben wir die digitalen Möglichkeiten als Ergänzung zu den klassischen Beteiligungsformaten schätzen gelernt. Wir werden diese auch in Zukunft über die Pandemie hinaus nutzen und unser Know-how in der online-Mitwirkung weiterentwickeln.
«Als Studienabgängerin wurde mir bei ewp früh Verantwortung übertragen. So konnte ich an meinen Aufgaben wachsen. Als Teamleiterin ist es mir wichtig, dass auch meine Mitarbeiter*innen dieses Vertrauen tagtäglich erfahren und sich ebenfalls entwickeln können.»
Annick Nussbaumer
Teamleiterin